Neulich, auf dem Weg von Köln nach Berlin, gab’s diesen Moment: Ich jauchzte und flötete erleichtert: „Halleluja!“ Dieses mal nicht ob der Schönheit meines Mitfahrers, wie bei Model Jonas. Nein, dieses Mal entlockte mir eine kongeniale Erfindung die Begeisterungsstürme.
Eine Erfindung, die die Welt verändert.
(Naja gut, das Leben in Köln)
Eine Erfindung, die längst überfällig war.
Eine Erfindung, die die KVB in Erklärungsnot bringt.
Und zwar hat der Benedikt Schmitz, ein weiterer sehr netter BlaBlaCar-Kumpane, eine revolutionäre Bahnkarte für unser schönes Köln entwickelt.
Ihr kennt das vielleicht: Hin und wieder kommt man auf die wahnwitzige Idee, statt des Smartphones einen Plan, wie er in den Kölner Bahnen hängt, zu konsultieren. Ich hab das ein paar Mal gemacht und das lief dann ungefähr so: Bis ich überhaupt die für meinen Umstieg relevante Haltestelle auf dem Plan ausgemacht hatte, war es meist schon zu spät, der Zug ab- bzw weitergefahren, Chance zum Umstieg verpasst.
Dabei bin ich im Kartenlesen gar nicht mal sooo schlecht, aber für diesen kryptischen Plan fehlen mir scheinbar ein paar tausend Synapsen. Anderen glücklicherweise auch und das Verkehrschaos betrifft nicht nur die Pläne in den Bahnen, nee: An den Haltestellen selbst geht’s ja direkt weiter – nur: wohin? Benedikt ist im Zuge seiner Bachelorarbeit für die International School of Design (KISD) mit anderen Augen durch Köln gefahren und hat festgestellt: Die Kommunikation an den Haltestellen ist entweder ein Informations-Overload, fehlt, oder verwirrt.
Am Friesenplatz zum Beispiel stehen Neukölner oder Touristen beispielsweise wie der Ochs vorm Berg, wenn sie nach Schildern für die Weiterfahrt suchen. Ahnste ja nicht, dass die Bahn aus der du gerade ausgestiegen bist erstmal wegfahren muss, um das hinter ihr versteckte, verzweifelt gesuchte Infoschild mit großem Überraschungseffekt freizugeben.
Schlau auch, wenn auf solchen Schildern zwar steht, dass die Linien 3 und 4 nach Ehrenfeld gondeln und netterweise sogar Haltestellen aufgeführt werden. Aber, SuperGAU, nicht alle. Und da soll sich noch mal einer beschweren, dass wir so viel daddeln. In Sachen Verkehrsauskunft ist das Smartphone eindeutig die bessere Wahl, wenn man auf möglichst direktem Weg ans Ziel kommen will. Benedikt hat im theoretischen Teil seiner Arbeit ermittelt, dass 90 Prozent seiner Befragten schon mal eine ganz falsche Bahn oder eine Bahn in die falsche Richtung genommen haben.
„Man muss sich also nicht doof vorkommen. Es kann ja nicht sein, dass 90% zu blöd sind, die richtige Bahn zu nehmen!“.
Echt mal! Und so wird Benedikt vielleicht zum Weltverbesserer. In einem Seminar über Kommunikationsdesign Blut geleckt, hat er beim Vorschlag, über die KVB-Kommunikation seinen Abschluss zu machen, gedacht: „Och ja, warum nicht?“. Der Enthusiasmus kam dann scheinbar im Arbeitsprozess, denn wie gesagt: Ich habe gejauchzt.
„Würde ich meinem damaligen Erstsemester-Ich erzählen, dass ich meine Bachelorarbeit über die KVB schreibe, würde ich mir selbst ne Backpfeife geben“,
spricht Benedikt. Und macht uns möglicherweise alle zu glücklicheren Menschen, weil er es doch getan hat. Denn: Sein ausgetüfteltes Ergebnis wird vielleicht Realität und könnte dafür sorgen, dass wir uns künftig lieber von echten Plänen und Schildern, statt smarten Phones durch Köln leiten lassen. Benedikt steht bereits im Kontakt mit der Agentur, die für die KVB-Kommunikation verantwortlich ist. Die weiß zu berichten, dass die gemeingefährlichen Pläne aussehen wie sie aussehen, „weil sie schon immer so gemacht wurden“, hust.
Aber immerhin ist man offen für neue Ideen und findet die von Benedikt „interessant“, sodass sein Konzept dem Verkehrsbetrieb Anfang nächsten Jahres vorgestellt werden soll. Und das, obwohl die KVB Studentenprojekten gegenüber eher nicht sonderlich offen ist. Seine Professoren haben Benedikt gewarnt, die KVB soll der Inbegriff von kölschem Klüngel sein.
Ich würde mal behaupten: Wenn die Damen und Herren Benedikts bahnbrechenden BÄM-Plan sehen, hat es sich ausgeklüngelt, denn die heilige Karte …. Trommelwirbel … ist ein Segen:
Mir hat die Darstellung fast die Tränen in die Augen getrieben. Warum nicht gleich so? Diese Karte macht richtig Spaß! Und so viel Sinn. Denn Köln ist per se ja sehr orientierungsfreundlich angeordnet: Die Ringe und Gürtel umkreisen das Zentrum und die dicken Hauptstraßen, also Venloer, Aachener und Co. führen sternförmig auf selbiges Zentrum zu. Nur: Der aktuelle KVB-Plan hat dieses Schema zugunsten eines wirren Linien-Tohuwabohus gänzlich platt gemacht. Schade auch. Und so richtig dumm.
Gut, dass es Benedikt gibt! Der hat mit seinem Meisterstück einen konzentrischen Plan erstellt, der das Stadtbild wiedergibt und so Klarheit, Orientierung und Struktur schafft. Sagt nicht er, sage ich. Erklären tut er:
„Je weniger Abbiegungen, desto weniger Informationen muss das Gehirn verarbeiten. Deshalb habe ich bei der Konstruktion so wenig Abbiegungen wie möglich untergebracht.“
Ich sag’s ja: Halleluja! Also lasst uns alle fest die Daumen drücken, dass dieser glorreiche Plan nächstes Jahr Wirklichkeit wird. Die Vorstellung finde ich krass: Die Kölner Bevölkerung mit meiner Bachelorarbeit zu glücklicheren Menschen zu machen. Wie fühlt sich das an, Benedikt?
„Das wär schon cool. Ich fänds schön der Stadt meinen Stempel aufzudrücken, ohne dass es ein ich-bezogener Stempel ist, sondern etwas Nachhaltiges, das eine Verbesserung für Stadt ist.“
Nun wollte ich euch eigentlich ins Museum für Angewandte Kunst schicken, um euch Benedikts Konzept und die verrückten Ergüsse seiner Kommilitonen live und in Farbe anzuschauen. Hatte in meinem Kopf gespeichert, die Ausstellung liefe bis 28.11.. War aber doch der 18. – upsiiii. Schade. Da hättet ihr bestaunen können, was Designstudenten so alles machen. Nämlich weit mehr, als Schischi.
„Viele wundern sich, was unsere Arbeiten mit Design zu tun haben, weil man denkt, Designstudenten machen vielleicht fancy Lampen die am Ende eben doch Lampen sind“.
Nee nee, KISD-Stundenten sind viel mehr dazu angehalten, gesellschaftskritisch zu hinterfragen und/oder Projekte zu entwickeln, die einen gewissen Nutzen haben – zumindest mehr, als eine Lampe. So wie Jakobs, den ich einst zu seiner Flüchtlingsarbeit in Idomeni interviewt habe. Der hat – ja, die Welt ist so klein – mit Benedikt im selben Raum an seiner Abschlussarbeit getüftelt.
Herausgekommen ist ein Handschuh für Blinde, der dreidimensionale Bildinformationen, die von einer Tiefenkamera generiert wurden, als Vibrationsmuster auf den Handrücken projeziert. Quasi ein Blindenstock 3.0. Dafür gab’s nicht nur den Kölner Designpreis, sondern unsere Treffen werden nun ständig von Presseleuten gestört, alle wollen über Jakob und den Handschuh berichten. Der „Höhle der Löwen“ hat er abgesagt. Und wir beten jetzt alle schön, dass die KVB Benedikts Plan zusagt, ja?
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