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Der Tag der Unglaublichkeiten

Lisa Schulz 18/04/2017     erlebt, gesammelt

Sooo unglaublich sind die folgenden Erlebnisse gar nicht, aber der Titel wird sich noch erklären.

 

Für meine Arbeit als Autorin für ein Krankenhausformat habe ich heute einen Fall über eine Schwangere geschrieben, die k.o.-Tropfen untergejubelt bekommt. Was ich bei meiner Recherche feststellen musste, war unglaublich: GHB, also k.o.-Tropfen, auch als Liquid Extasy bekannt, haben keinen Einfluss auf den Fötus. Null Komma null, nada. Denn: GHB ist nicht plazentagängig, heißt: Die werdene Mutter würde die Droge nicht auf ihr Baby übertragen, der Stoff würde es nicht durch die Plazenta schaffen, die Versorgungszentrale macht die Schotten dicht. Bedeutet: Wenn man in der Schwangerschaft Bock auf den ordentlich Rausch hat, kann man bedenkenlos Liquid Extasy konsumieren! Nur vielleicht nicht so viel, dass es zum Atemstilstand kommt, da wäre das Baby dann doch gefährdet. Kein Scheiß! Unsere Ärztin hat’s bestätigt und sogar entsprechende Nachweise in ihren dicken Medizinwälzern gefunden.

Genauso verhält es sich mit Ketamin. Bei meiner Recherche dazu stellte ich fest: Die Vice hat dem Thema sogar einen Artikel gewidmet, nicht ganz griffiger Titel: „Wir haben mit Ärzten über ein Ketamin-Gerücht gesprochen, das in der Berliner Partyszene seine Runden dreht“ . Hierin wird erklärt: Während GHB nicht mal bis zum Neugeborenen durchdringt, schafft Ketamin das sehr wohl. Aber bislang wird Keta als nicht teratogen bewertet, das heißt es wurden keine toxischen Wirkungen auf das Kind nachgewiesen, die zu Fehlbildungen führen können. In Tierversuchen!!! Und daraus wird dann, mit oblatendünnem Halbwissen untermauert, die Info „Ketamin ist ne Schwangerschaftsdroge, kannste ruhig nehmen“. Ich finde das unglaublich. Unglaublich schrecklich. So was macht mir Angst.

In meiner Geschichte sagt der Arzt am Ende natürlich nicht, dass GHB nicht plazentagängig ist. Und über Ketamin verliert er erst recht kein Wort. In solchen Momenten macht mir mein Job besonders viel Spaß, weil ich mir meines Erziehungsauftrags bewusst werde und ihn nutze.

Genauso genieße ich aber meine Slapstick-Geschichten. Der k.o.-Tropfen-Plot ist natürlich hochdramatisch und höchstemotional, auch wenn Mutter und Kind trotz zwischenzeitig komatöser Zustände am Ende wohl auf sind. Da muss dann ne Sidestory her, die leicht und am besten lustig ist. Hab ich mir so überlegt.

Nachdem die Themenfindung für unsere Medizindrehbücher eigentlich ein einziger Krampf ist, gehts zwischendurch denkbar einfach:

Letzte Woche hab ich mich mal wieder verfahren und fand mich plötzlich am Streichelzoo im Stadtwald zu Köln wieder.

„Kind wird von Ziege gebissen“, notierte ich mir im Kopf als Thema, schlug es vor und erntete Begeisterung. Whuat?? Unglaublich. Noch unglaublicher: Unsere Frau Doktor, selbst Gnadenhof- und entsprechend Ziegenbesitzerin (sie ist aber auch wirklich Ärztin!), wusste zu berichten:

Ziegen haben nur unten Schneidezähne, oben ist statt der Zahnreihe eine knüppelharte Kieferleiste!

REALLY???? Really! Was ich da alles lerne! Nun musste neben der schönen Zusatzinfo aber natürlich ne Geschichte her, und die geht so: Kind, das dank regelmäßiger Streichelzoo-Besuche eigentlich nen super Draht zu den Tieren hat, wird eines Tages von einer Ziege gejagt und schließlich „gebissen“, weil es etwas Essbares in der Tasche hat, das Ziege haben will. Mir hätte ja ein Leberwurstbrot gut gefallen, aber das ließ die Frau Doktor mir nicht durchgehen: unrealistisch! Von den Alternativen, die sie mir anbot (Apfel und Birne), gefiel mir natürlich diese am besten: Müsliriegel. Ja! Ihre Ziegen mögen Müsliriegel! Und so schrieb ich einen ganz wundervollen Satz in mein Dokument für besagte Krankenhausserie:

„Der Arzt erklärt: Auch wenn Ziegen eigentlich überwiegend Gras, Heu und Kraftfutter fressen, sind sie im tiefsten Inneren doch Gourmets und freuen sich so beispielsweise auch mal über einen Apfel oder eben einen Müsliriegel.“

 

Hach, auch in solchen Momenten mag ich meinen Job sehr. Als ich bei der Google-Bildersuche widerum wenig optimistisch nach „Ziegenbiss“ suchte, verging mir dann allerdings das Lachen. Denn es wurden mir lauter Fotos von Hitler angezeigt. Warum? Ich klickte eins an und las nur im Titel was über Adolfs Mikropenis, das hat mir gereicht. Wer was zum Zusammenhang zwischen „Ziegenbiss“ und „Hitler“ erklären kann: bitte gern, interessiert mich wirklich.

Ich fand das ähnlich unglaublich, wie die Sache mit den „ungefährlichen“ k.o.-Tropfen. Und wollte meine Verblüffung teilen. Also schrieb ich den beiden hierarchisch übergeordneten Damen, die meinen Text abnehmen würden, eine Mail mit dem Betreff – Achtung –

„Der Tag der Unglaublichkeiten“.

Genau, daher der Titel. Und nach Feierabend gings unglaublich weiter. Zuerst unglaublich dämlich, in dem ich wie so oft verpeilt mit dem Rad anhalten musste, um anhand des blauen Punkts bei Google Maps die Himmelsrichtung und meinen Weg zu bestimmen. Ich musste ins Nachbardorf: Rondorf. Ist gar nicht weit, aber man kann sich trotzdem unglaublich verfahren und die Strecke auf ihre doppelte Länge ausdehnen. Ich weiß, wie! Aber genauso wusste ich schnell: Mein unfreiwilliger Umweg hat sich gelohnt:

Keine drei Minuten von meiner Arbeitsstätte in einem widerlich stinkenden Industriegebiet entfernt, fuhr ich plötzlich durch Rhabarberfelder!

Rhabarber! Soweit das Auge reichte! Ich habe letzte Woche zum ersten mal Rhabarber gekauft und selbst verarbeitet. Und war erst so planlos und dann so begeistert, dass ich ernsthaft überlegt hatte, allein darüber einen Blogbeitrag zu schreiben und dringend zu empfehlen: Leute, kauft euch Rhabarber! Mit diesem Gemüse zu hantieren, hat mich total fasziniert! Ich wusste nicht mal, dass man die Stangen schälen muss. Und Rhabarber niemals nie roh isst. Und uuuuunbedingt süßen sollte, wenn man nicht gänzlich versauern will.

Das Unglaublichste bei der Verarbeitung war, wieviel Saft aus diesem Gemüse kommt, das ist irre, wirklich! Dass Rhabarber ein Gemüse ist, wusste ich vor meiner Recherche (ja, mein Leben ist ne einzige Recherche) übrigens auch nicht. Und hab mich schon ein bisschen erhaben gefühlt, als ich meiner eigentlich wirklich weisen Omi nach meinen Rhabarberschwärmereien auf ihr selbstbewusstes „Ich würde ja mal sagen, dass das ein Obst ist!“ entgegen konnte: „Ist es nicht, Rhabarber ist ne Gemüsesorte, konkret ein Blattstiel!“. Ha!

Na und nun fuhr ich also durch diese endlosen Rhabarberfelder! Wie wundervoll! Und fragte mich natürlich: Sollte ich bald einfach mit einem Messer bewaffnet noch mal hier vorbeischauen? Ich weiß es noch nicht.

Rhabarber

Keine vier Minuten später traute ich meinen Augen erneut kaum. Rapsfelder! Almighty!

Ist doch Raps, oder?

Weniger idyllisch, aber sehr wohl paradiesisch ging es auf dem Rückweg (von Rondorf nach Ehrenfeld, hier gerade in Brühl) mit diesem Schild weiter, das mich schon wieder zum Anhalten bewog. Ich mache ja selten Fotos, aber irgendwie war ich wohl im Flow.

Pittermännchen und Pommes, wat willße mehr?!

Am Klettenberggürtel gabs dann was für die Ohren, statt für die Augen. Mann telefoniert an Ampel (mit Telefon): „Ich wollte jetzt eben die Sachen bei Alex holen, und dann zu dir, äh zu euch, äh zu uns kommen“.

Zu dir, zu euch, zu uns. Ich konnte mir die Korrekturen nur so erklären: Dieser Mann telefonierte mit seiner Freundin, bei der er gerade erst eingezogen war. Das hat mich irgendwie gerührt, mir wurde ganz warm ums Herz. Sollte irgendjemand eine andere Interpretationsmöglichkeit parat haben, so behalte er sie bitte für sich.

Unweit des frisch Umgezogenen bog ich intuitiv falsch ab. Ich weiß nicht genau, warum. Intuitiv halt, steht ja da. Ich war plötzlich in der Nonnenstrombergstraße (nie gehört!). Und da gibt es ein Haus im Fliederkleid! Schon wieder ein Foto!

(Anmerkung: Meine aufmerksame Leserin und tolle Freundin Alex hat mich darauf hingewiesen, dass es sich hierbei nicht um Flieder, sondern um Blauregen handelt. Uuupsi. Danke!)

 

Meine Güte, heute war aber wirklich was los! Selbst als ich an meinem Etappenziel, dem Ehrenfelder Lidl ankam. Hier sah ich zum dritten Mal binnen zwei Wochen dasselbe Fahrrad im Ständer. Das Fahrrad, das ich vor wenigen Wochen angeboten bekommen aber verpasst habe. Bis ich mich endlich entschieden hatte, war’s weg. Ein wunderschönes, nagelneues, violettes (!♥!♥!) Rad. Daran erfreut sich jetzt wohl eine Lidlverkäuferin.

Was ich in Rondorf gemacht habe? Mir ein Fahrrad angeguckt. Ein hässliches, klapperndes, olles graues Ding mit ruckeliger Bremse.

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3 Kommentare

  1. Notiz zum Tag des Baumes - lisagoesinternet
    ― 25/04/2017 - 11:53 pm  Antworten

    […] mich erinnerte, dass ich sogar einige eigene Baumfotos auf meinem Handy habe. Ja ja, ich habe im Tag der Unglaublichkeiten geschrieben, ich würde selten Fotos machen. Aber Bäume reißen mich doch hin udn wieder zum […]

  2. Aber mit Vergnügen: die etwas andere Bewerbung - lisagoesinternet
    ― 25/05/2017 - 12:03 am  Antworten

    […] einen ziemlich weirden, aber recht unterhaltsamen Ritt durch meinen Job und durch Köln […]

  3. Eine Nacht im 25 Hours | Urlaub in Köln - lisagoesinternet
    ― 08/09/2020 - 10:59 pm  Antworten

    […] mir ein wunderschöner, flowiger Text von mir ein, bei dem es unter anderem um Rhabarber geht: Der Tag der Unglaublichkeiten. Unglaublich war es auch in der Monkey Bar. Unglaublich schön und lecker. Hach, ich war sowas von […]

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