Ich habe seit gestern fiesesten Brechdurchfall und kann kaum geradeaus gucken. Das Timing ist äußerst ungünstig, denn heute hätte ich das erste Mal seit meiner Ankunft am 30.1. Zeit gehabt, etwas zu schreiben. Mindestens ein Blogbeitrag sollte es werden, besser noch zwei. Stattdessen habe ich die Hälfte des Tages gepennt, ein Viertel auf und über dem Plumpsklo verbracht und in der Stunde als ich dachte, ich sei wieder gesund, bin ich Einladungen der Dorfbewohner gefolgt, habe mit ihnen Tee getrunken und mich fotografieren lassen (same procedure like every day). Nun ist es schon 18:30 und ich bin wegen Matschigkeit noch langsamer in der Birne, als ohnehin. Aber ich musste jetzt zumindest mal anfangen, sonst komm ich gar nicht mehr hinterher und vergesse zu viel.
Schon an meinem ersten Abend hier in Burma/Myanmar hatte ich so viel erlebt dass ich dachte: Ich muss sofort anfangen zu schreiben. SOFORT! Aber ich hatte keine Zeit. Warum nicht, werde ich in den kommenden Beiträgen erklären. Und heute, wo ich endlich Zeit gehabt hätte (bzw. mich aus meinen Verpflichtungen ausgeklinkt habe), streckt mich die Seuche nieder. Aber immerhin fange ich jetzt an. Und zwar am Anfang. Mit Ordnung und Struktur hab ich’s ja nicht so. Aber ich muss chronologisch vorgehen, sonst wird das für uns alle zu chaotisch.
Folglich beginnen wir mit meiner Ankunft. Ich bin am 29.1. (planmäßig um 23:55, faktisch um 1:45) von Köln nach Bangkok geflogen. Dabei habe ich Dirk kennengelernt (zu diesem super Travelbuddy an anderer Stelle mehr), der heute noch immer zu meiner illustren Reisegruppe gehört.
Ich bin eigentlich alleine unterwegs, bin aber tatsächlich nie alleine.
Außer jetzt, wo meine Bettgenossin einer buddhistischen Zeremonie beiwohnt, während ich lieber Zuhause in Klonähe bleibe. Eine gute Entscheidung. Erstaunlich, was so alles aus einem einzelnen Menschen rauskommen kann. Grundreinigung.
Jetzt musste ich schon wieder unterbrechen. Ashin, mein Kontaktmann hier, kam gerade mit Taschenlampe an mein Bett geschlichen um mir Bescheid zu sagen, dass er sich Sorgen um mich macht und die Krankenschwester bestellt hat. So ein Quatsch, befand ich, war aber eigentlich schwer gerührt und finde den Gedanken daran, gleich vielleicht nicht mehr spätestens alle zehn Minuten zum Klo rennen zu müssen, doch ganz gut. Die Dorfkrankenschwester kam nämlich keine fünf Minuten später mit einem kleinen Plastikköfferchen voller Medikamente. Und konnte sogar Blutdruck messen: 100/70. Drei verschiedene Pillen (gelb, orange, weiß) hat sie mir gegeben, zwang mich aber vorm Schlucken eine Banane zu essen. Davon hatte ich heute schon mehr als in den letzten zehn Jahren zusammen (nämlich drei). Nun warte ich auf die Wirkung und meine Bettnachbarin ist mittlerweile auch wieder da. Sitzt neben mir und haut in die Tasten (auch so ne Bloggerin). Sie haut wirklich, ich sehe im Augenwinkel wie ihr Text ruckzuck zu einem riesigen Wust wird. Ich kann eigentlich auch ganz flott tippen, aber ich sinniere zwischendurch immer so viel und bin dadurch sooo langsam.
Zurück zum Anfang: Nach einer Nacht in Bangkok …
sollte mich am nächsten Morgen der Schlag treffen: Es schüttete aus Eimern, guckt:
Auch das habe ich überlebt und meine Maschine nach Mandalay in Myanmar flog trotz Regentropfen. Ich hatte schon Sorge. Man weiß ja nicht, was für Thailänder ein Unwetter ist. In Köln lässt sich der öffentliche Nahverkehr ja schon durch 34 Schneeflocken lahmlegen. Aber meine Sorge war unbegründet. Eine andere jedoch nicht: Auf meinem E-Visa für Myanmar stand unten kleingedruckt, dass das Visum noch nicht zur Einreise berechtigt, sondern ein Place of Stay sowie ein Returnticket vorgewiesen werden müssen. Hatte ich beides nicht. Weil ich nicht wusste, wo ich zuerst sein würde. Und erst recht nicht, wie lange ich bleibe.
Erfahrene Myanmartoursiten erklärten mir im Vorfeld, ich solle mir keine Gedanken machen, bei ihren Einreisen hatte sich noch nie jemand dafür interessiert. Bei mir sollte das natürlich anders sein. Den Rucksack (19,5 Kilo – what the hell!?) neben dem Schalter aufs Band geknallt und meinen Pass brav gezeigt, wurde ich doch tatsächlich gefragt wie lange ich in Myanmar bleiben will. „I don’t know exactly, but defintely before 28th February!“ — manchmal bin ich ja doch auf Zack, mein Visum ist nämlich nur bis zum 28.2. gültig.
Mein siegessicheres Lächeln sollte mir bald vergehen: „So you have no returnticket?“.
Scheiße. Zwei weitere Mitarbeiter wurden herbeigerufen und nach hektischer Debatte auf Thailändisch kam die Frage, ob ich denn wenigstens einen Rückflug nach Deutschland habe. Aber sicher dat, hier bitteschön. Die Damen und Herren wirkten ebenfalls erleichtert und entließen mich schließlich mit dem Tipp, bei der Passkontrolle in Myanmar zu sagen, dass ich vor dem 28.2. over Land nach Thailand reisen würde und deshalb kein Rückflugticket hätte. Das war zum Glück nicht mal nötig, denn die Burmesen interessierte nicht die Bohne, wie lange ich gedenke in deren Land zu bleiben und ob ich dieses auch nachweislich verlassen würde.
Ashin wollte mich am Flughafen Mandalay abholen. Ashin ist der Mönch aus Daniels Film, der Dokumentation „Myanmar goes Democrazy“ (darüber hatte ich schon mal mit ihm gesprochen, lies doch mal hier). Und jetzt wandel ich hier auf den Spuren meines langjährigsten Freundes, ein tolles Gefühl.
Ich wollte damals schon nach Myanmar, als ich zweieinhalb Monate in Südostasien zur Verfügung hatte. Nach viel Rumreiserei durch Thailand und Laos merkte ich aber, dass ich mir zu viel vorgenommen hatte und wollte Myanmar lieber noch mal bei einem gesonderten Tripp in Ruhe machen. Zwischendurch fehlte es an Zeit oder an Geld oder an beidem. Doch Anfang 2017 beschloss ich: Nächsten Winter mache ich das! Dann bin ich 34, wird also wirklich Zeit.
In der Zwischenzeit war Platz für Zweifel und Ängste, für Gründe die gegen diesen Tripp sprachen. An erster Stelle persönliche: Will ich das wirklich? Habe ich echt Lust auf Alleinereisen? Lust auf die Zustände, die ein solches Land mit sich bringt? Mit dem Alter steigen ja auch die Ansprüche und ich hatte wenig Lust auf das typische hohle Backpackgelaber, auf das man aber leider angewiesen ist, wenn man Gesellschaft haben will. Außerdem graute es mir bei Gedanken an Horrorbusfahrten, Riesenkakerlaken, Plumpsklos und Dauerdreck unter den Fingernägeln. Je näher die mögliche Reise rückte, desto mehr mimimimiiiiii wurde ich.
Als ob meine persönlichen Issues nicht schon genug Bremskraft hätten, gab da auch noch das politische, moralische Problem: Der aktuelle Konflikt in Myanmar, die Verfolgung der Rohingya, einer muslimischen Minderheit des Landes. Die UN spricht von Genozid. Und die Reaktion auf meinen geplanten Tripp war nicht selten so was: „Wie kannst du denn ausgerechnet jetzt da Urlaub machen wollen, wo dort Buddhisten Menschen verfolgen und abschlachten, Frauen vergewaltigen und Kinder ermorden?“. Und ich habe die Reise tatsächlich infrage gestellt. Bis ich irgendwann Daniel anrief (der schon zig mal hier war und alle Entwicklungen des Landes gebannt verfolgt). Ich musste nicht mal aussprechen, da kam schon seine Antwort, ohne den schrecklichen Konflikt vorher schön geredet zu haben: „Mach das trotzdem auf jeden Fall!“.
Nachdem er mir bestätigt hatte, dass ich keine Angst um mich haben muss, da sich das Krisengebiet auf eine bestimmte Region im Norden begrenzt, in die ich nicht zu reisen gedenke (und selbst wenn: da kommste eh nicht rein/hin) und er mir ausgeredet hat, einen Gewissenskonflikt austragen zu müssen, kam er mit der Info um die Ecke, dass der Mönch aus seinem Film gerade zu Besuch in Deutschland ist und meinem Wunsch, mal was Vernünftiges zu machen, Abhilfe verschaffen kann: Er sucht ständig Leute, die seine Bildungsarbeit unterstützen. Keine fünf Minuten nach unserem Telefonat hatte er Ashin und mich auch schon bei Facebook vernetzt.
Sechs Tage später lernte ich ihn kennen, den Mönch, der sich mit seiner roten Robe gerne mal die Lachtränen trocknet.
Wie praktisch. Den Mönch, der mir anbot in seinem Land in einem Kloster zu wohnen, Englisch zu unterrichten, mit ihm seine Mutter zu besuchen und vieles mehr. Als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. Das war schon irre: Den Wunsch, mal ins Ausland zu gehen und dort was Sinnvolles, Vernünftiges (Soziales oder Nachhaltiges) zu machen, schleppe ich seit mehr als zehn Jahren mit mir rum. Wenn ich mal intensiver mit dem Thema beschäftigt hatte, gab ich immer bald auf, weil ich nicht so recht wusste wie ich’s anfangen sollte, keine Lust hatte für meine Arbeit auch noch draufzuzahlen, immer wieder Schauergeschichten über gemeinnützige Organisationen hörte und kurzum: der Wunsch anscheinend doch nicht groß genug war, als dass ich ihn mit der nötigen Ernsthaftigkeit verfolgt hätte. Und nun saß ich da mit diesem entzückend sympathischen Mönch, der mir quasi ein Silbertablett reichte.
Die nächsten Wochen struggelte ich trotzdem noch ordentlich, bis ich endlich den Flug buchte. Mit zwei Wochen Vorlauf.
((Schreibflow unterbrochen, Schlafenszeit))
Guten Morgen. Es ist 3:58. Ich bin wach, weil seit drei Uhr buddhistische Gebete übersteuert durch einen Lautsprecher dröhnen. Eigentlich geht dieser Weckdienst der besonderen Art immer erst um fünf los. Drei ist schon unverschämt. Und hat wahrscheinlich mit dem morgigen Spektakel zu tun: Hier im Dorf ist Ordination, drei Jungs werden zu Novizen ge… na was denn. Gekürt? Gemacht? Ernannt? Na ordiniert vielleicht. Jedenfalls kann man bei diesem Geplärre trotz Ohropax absolut gar nicht schlafen, also nutze ich die Zeit und schreibe mit gluckerndem Bauch weiter. Nein, bis jetzt hat der Pillencocktail nicht geholfen, ich war seit dessen Einnahme noch acht mal in Plumpshausen. Aber morgen Früh ist’s bestimmt wieder gut. Ja.
Zurück zur Ankunft in Mandalay.
Da oben irgendwo steht ja: „Ashin wollte mich abholen“. Ihr ahnt es schon: Freudestrahlend verließ ich mit meinem Rucksack die Gepäckbandarea und lief durch eine Schiebetür all den wartenden Abholern entgegen, doch unter ihnen war kein Ashin. Nun gut, ich sollte ja erst um 16:05 landen, war aber schon um 16:10 mit der Passportkontrolle durch und in Besitz meines Rucksackungetüms. Ahnste ja nicht (sehr ungewöhnlich für Asien dieses Tempo!) und als Ashin zehn Minuten später kam, war die Freude umso größer. Ashin ist herrlich, wir konnten direkt losflachsen — es gibt wenig Leute, die meinen Humor so zu würdigen und befeuern wissen, wie er.
Erste Amtshandlung in Myanmar: eine burmesische SIMkarte kaufen, deutsche funktionieren hier nicht.
Eine versierte Dame, die den ganzen Tag nichts anderes macht, richtet einem mit flinken Fingern direkt alles ein, sodass 13.300 Kyat (8,11 Euro) und vier Minuten später zig Pushnachrichten auf mich einprasselten: WhatsApp, Facebook, alles da. Ohne Wlan, mit Datenvolumen. Verrückt und gar nicht mal so geil – Urlaub ist für mich erst wirklich Urlaub, wenn ich auch Urlaub vom smarten Phone habe. Soll jetzt aber nicht Thema sein und ein bisschen praktisch sind die modernen Zeiten natürlich schon.
Ashin hatte übrigens eine kleine Delegation mitgebracht: Sila (ebenfalls Mönch in Robe) und Robert aus Leipzig, der Mitglied der dortigen Burmahilfe und gerade zum zweiten Mal hier ist. Mit ihm sollte ich’s mir auf der Ladefläche von Ashins Pick-up gemütlich machen und „chat a bit“. Das war einfach, denn Ashin hatte für uns deutsche Gäste allerhand Matratzen und Kissen gekauft, auf die wir uns lümmeln konnten.
Die Sonne machte sich auf, unterzugehen, wir fuhren an Sonnenblumenfeldern vorbei, das Licht war herrlich, unser Lager gemütlich. Hach, das gefiel mir! Perfekt wurde unsere Spritztour durch die Reaktionen der Einheimischen. Viele strahlten uns an, winkten eifrig, riefen uns „Mingalaba“ (das burmesische Hallo, das übersetzt so viel heißt wie „möge Segen über dich kommen“) zu. Nun gilt Thailand ja als das Land des Lächelns (wobei ich immer das starke Gefühl habe, dass dieses Lächeln an das Geld von uns Touristen gekoppelt ist).
Das Lächeln der Burmesen wirkte auf mich ehrlicher, mehr wie ein „schön dass du da bist“ und nicht wie „ich bin scharf auf dein Geld!“.
Explizit über das Lächeln der Burmesen hatte ich nichts gelesen, wohl aber, dass sie unglaublich (gast-)freundlich sind. Was ich bestätigen kann und in den kommenden Beiträgen weiter ausführen, ja sogar beweisen werde. Aber jetzt muss ich aufpassen dass ich nicht zum 14. Mal abschweife hier.
Die Reaktionen auf uns zwei Kartoffeln waren also schier überwältigend.
Nun könnte das nicht nur unserer Hautfarbe, sondern auch unserem Komfort geschuldet gewesen sein. Der entsprach ziemlich genau dem Gegenteil von hiesigen Reisegewohnheiten. Hier stapelt man in Pick-ups und Minibussen Habseligkeiten, Menschen, Tiere und Sensationen gerne auf unbequemsten Holzbänken. Und wir so:
Unseren ersten Stop machten wir an einer Tempelanlage, deren Pagode nicht gülden ist, sondern aus dem Halbedelstein Jade besteht. Jade ist hier nichts Ungewöhnliches, schließlich kommt die schönste und beliebteste Jade aus Myanmar, aus dem ganzen Land zieht es Männer zu den Jademinen in den nördlichen Kachinstaat. Aber dass eine Pagode nicht gold ist, kommt selten vor.
Oh, ich lese gerade dass es sich bei der Werawsana-Pagode sogar um die einzige Jade-Pagode in ganz Myanmar handelt. Und hier war die Hölle los. Die Stimmung erinnerte an Kirmes, zumal laute Musik aus Boxen dröhnte. Übersteuert. Dass hier alles, was aus Lautsprechern kommt, zum Ohren zuhalten übersteuert ist, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ashin wartete im Pick-up, Robert, Sila und ich reihten uns in die Besucher-Herrscharen ein und flanierten durch die Anlage. Dass hier so viel los war, lag am Fullmoon, erfuhren wir. Vollmond in Myanmar gleich Feiertag.
Zu diesem besonderen Anlass gibt’s auch was Besonderes zu essen, lernte ich auf dem Markt vor der Tempelanlage. Eine Gruppe schwitzender Männer diskutierte aufgeregt zwischen zwei riesigen Pfannen. Das interessierte mich brennend, hin da! Und hui, das hat sich gelohnt! Denn die aufgeregten Herren bereiteten hier gerade Tamahe zu, einen heiligen Reis, konkret Sticky Rice mit Kokos, Palmzucker und Nüssen. Eine Wissenschaft für sich und gleichzeitig ein Knochenjob, die Jungs trieften vor Schweiß und nahmen ihre Aufgabe sehr, wirklich sehr ernst.
Und jetzt stellt euch vor: Diese Truppe die uns gerade (durch Ashin übersetzt) die Zubereitung erklärte, hat sich erst vor kurzem beim großen Tamahe-Contest gegen zwanzig andere Teams durchgesetzt! Das waren Profis! Die uns stolz Videos vom Wettbewerb zeigten
und uns drei Portionen des heiligen Reisgerichts schenkten. Aber take away, damit wir es mit anderen teilen können. Auf dem Rückweg zum Auto wird mir kurz übel. Nicht weil ich schon vom Reisgericht probiert hätte (das sich als saulecker herausstellen sollte), sondern beim Anblick von Schweineinnereien:
Hier in Myanmar steht Fleisch, anders als in beispielsweise Thailand, nicht auf dem täglichen Speiseplan, sondern ist etwas Besonderes. Und wenn, dann wird so ziemlich alles vom Tier verputzt und das Fleisch selten ordnungsgemäß vom Knochen getrennt. Robert, der letztes Jahr schon mal hier war, warnt: „Bei Fleisch muss man vorsichtig sein, hier knirschelt es oft zwischen den Zähnen“. Er soll recht behalten.
Mit kurzem Zwischenstopp bei einer Tankstelle, die zum Verweilen einlädt:
kamen wir nach einem steilen Berg in der Monastery (dem Kloster) an, Ashins und Roberts momentanem Zuhause. War das schön! Ein weitläufiges Gelände direkt an einem Berg, mit einzelnen Häusern und vielen üppigen Bäumen, zwischen denen Wäscheleinen gespannt sind. Die Mönchsroben die hier zum Trocknen hingen, wehten im leichten Wind. Und schon wieder: Hach! Mir war ganz warm ums Herz. Ashin führte mich zum Haus der Novizen, der Jungs zwischen sechs und siebzehn Jahren. Sie stellten sich auf, wie ein Empfangskommitee. Musste ich natürlich sofort fotografieren.
„Do you want to go up to the Pagoda?“, fragte Ashin und instruierte die angehenden Mönche, Robert und mich hinzubegleiten. Die Monastery hat oben, noch weiter den Berg hinauf, eine eigene Pagode. Mit Taschenlampen flitzten wir die unebenen Stufen hinauf. Angekommen bot sich ein überwältigender Blick auf zig goldene Pagoden von Sagaing. Sagaing ist eine 300.000 Einwohner-Stadt direkt neben Mandalay und eins der buddhistischen Zentren Myanmars. Hier gibt’s 600-700 (man weiß es nicht genau) Klöster.
Und jetzt haltet euch fest: Heute war nicht nur Fullmoon, sondern sogar Mondfinsternis: Luna eclipse.
Es dauerte nur eine gute halbe Stunde, bis der eben noch volle Mond komplett vom Schatten der Erde bedeckt war. Die Novizen (alle ihr Smartphone am Start) machten eifrig Fotos. Ich natürlich auch, aber jetzt das Bild von der Mondfinsternis hochzuladen, kann ich mir sparen. Besser ist dieses hier von einer random Pagode in der Nachbarschaft:
Die Knirpse wurden mit der Zeit auch richtig zutraulich, bestanden auf Fotos mit uns und packten ihre rudimentären Englischkenntnisse aus, sodass wir zumindest Namen (alle direkt wieder vergessen) und Alter austauschen konnten. Dieser Einstand gefiel mir gut. Ebenso die Tatsache, dass auch burmesische Novizen ganz „normale“ Kinder sind, die sich kabbeln, knuffen, auslachen und Zwillen bauen.
Mir also recht froh zumute, als wir uns für den Abstieg entschieden. Wieder unten in der Monastery angekommen, erwartete Ashin mich schon: „So let’s go to the Nunnary!?“. Na klar, ich platzte ja fast vor Neugierde auf mein Zuhause!
Shared bedroom mit Männern is nämlich nicht, es war ausgeschlossen dass ich als Frau bei den Mönchen und Novizen schlafen würde.
Also wieder rein ins Pickup-Matratzenlager, voller Vorfreude und Spannung auf das Domizil, in dem ich die nächsten Tage wohnen würde. Nachdem wir knappe drei Kilometer über die Straßen gerummpelt sind, waren wir da. 20 Sekunden später merkte ich: Achtung, da kommt was.
Ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht loszuheulen.
Warum, erfahrt ihr im nächsten Beitrag.