Es ist soweit! Heute gibt’s endlich das vor – ups – zehn Monaten angekündigte Interview mit Ashin Sopaka, der Lichtgestalt meines leicht turbulenten Myanmartripps, nachzulesen zum Beispiel hier oder hier oder auch hier. Ashin kenne ich durch Daniel, der die Dokumentation über Myanmar gedreht hat und damals der erste ausländische Gast in Ashins Heimatdorf war. Kein willkommener Gast, denn man stelle sich bitte mal vor: Tourismus war in dem Land, das seit 1962 unter einer Militärdiktatur stand, bis zur politischen Öffnung im Jahr 2012 quasi nicht geduldet. Und ein Jahr später kam Daniel. Zu Besuch bei Ashin – ausgerechnet Ashin, der zu dem Zeitpunkt als regimekritischer Mönch unter ständiger Polizeibeobachtung stand. So kam es dann auch zu einer … sagen wir unangenehmen Situation: Dem Geheimdienst und dem Head of Police Departement gefiel einer weißer Kameramann gar nicht gut. So wenig, dass Ashin irgendwann fragte:
‚Daniel, bist du bereit ins Gefängnis zu gehen? Es kann sein, dass wir zwei inhaftiert werden, wenn wir auf unser Recht beharren, weiterzudrehen.‘
Letztendlich gab’s einen Kompromiss: Er durfte tagsüber mit Ashin drehen und wurde jeden Abend von einem Polizisten zurück in die Stadt gefahren, am nächsten Morgen wieder zurück in Ashins Dorf. Über eine Buckelpiste, die mich regelmäßig mit dem Kopf unters Dach des Pick-ups gebämst hat. Während der staubigen Fahrten ist mir irgendwann dieses wirklich so dermaßen gute Lied wieder eingefallen: „Road to nowhere“ – das war das einzig Positive an diesen Höllentripps.
Die Road to nowhere jedenfalls führt nach Tha Bye Aye, Ashins Heimatdorf in dem er vor etwas über vierzig Jahren geboren ist. Hier stehen ungefähr 200 Hütten, mit Wänden aus Bambusmatten und Palmwedeln als Dächer. In den „Gärten“ ohne Grün daneben muhen die Kühe, die jeden Morgen vor die Ochskarren gespannt werden, die die Familien auf die umliegenden Felder fahren.
Das kann ich jetzt leider nicht mit Foto belegen, hier sehen wir nur Kinder, die Brennholz geholt haben. Normalerweise aber machen sich auf solchen Ochsenkarren im Morgengrauen ganze Familien – vom Kleinkind bis zur Oma – auf den Weg um zu arbeiten. Zum Beispiel bei 38 Grad die Pflaumenbäume schütteln. Wenn ich die Kinder abends beim Englischunterricht fragte, was sie tagsüber gemacht haben, war von 98 Prozent die Antwort „Picking the plums“. Na klar: Hier machen die Kinder am Wochenende keine coolen Sachen, sondern helfen beim Arbeiten. Genau wie unter der Woche: Selbst die Kleinsten werden voll eingespannt und müssen anpacken, wo sie nur einigermaßen können.
Hier zum Beispiel wurde eine Zwölfjährige von ihren Eltern an die Nähmaschine geschickt, um meinen Longhi zu kürzen. So ganz selbstverständlich. Äh, ich bin 35 und kann keine Nähmaschine bedienen.
Die Pflaumenernte ist pain in the ass, aber bringt Geld. Aus China, denn die Pflaumen werden dorthin verkauft um zu typisch chinesischen Pflaumenschnaps verarbeitet zu werden. Ein Großteil der Familien in Ashins Dorf hat vor ihren Hütten einen Pflaumenteppich – die Dinger müssen getrocknet, aussortiert, portioniert werden.
Auch in diesen Prozess sind alle involviert und jeder hilft jedem. Das ist in dem Dorf überhaupt so: Der familiäre Zusammenhalt sucht schon Seinesgleichen. Und der soziale Kleber erstreckt sich auch über die Nachbarschaft: Die rund 1000 Bewohner Tha Bye Ayes sind eine riesige Gemeinschaft, der Inbegriff von open door policy. Hier wuselt jeder überall selbstverständlich rum und wir Deutschen hatten es schwer, die Familienverhältnisse zu durchsteigen — so selbstverständlich leben und schuften hier alle miteinander. Darin sieht Ashin das Herzstück seiner Heimat: Alle passen aufeinander auf, jeder ist zu jeder Zeit überall willkommen.
Die Menschen hier wirken – wie überall in Myanmar – glücklich, strahlen eine Grundzufriedenheit aus. Und das trotz der angespannten, bisweilen dramatischen politischen sowie einer schlechten wirtschaftlichen Situation, unter der hier jeder auf seine Weise zu leiden hat. Ashin darauf angesprochen, glaubt er:
„Ja, die Menschen hier wissen, wie sie glücklich leben können. Das, was hier an Materiellem fehlt, haben wir an Zwischenmenschlichem. Das ist anders als in Europa: Da haben die Leute alles und sind trotzdem nicht glücklich“.
Tatsächlich hat mich die menschliche Wärme, die mich in Tha Bye Ayes eingekuschelt hat, oft regelrecht ergriffen. Die Familie zum Beispiel, bei der wir ein paar Tage ganz selbstverständlich gewohnt haben und hofiert wurden, wie Staatsgäste, diese Familie war aus dem schönsten Bilderbuch der Welt und hier sagen Fotos mehr als 1000 Worte:
Schwer vorstellbar, dass man sich wohler fühlen kann, als mit diesen entzückenden Menschen. Da sind einfachste Verhältnisse in Form von Zimmern ohne Türen, teils gruseligem Essen, kalter open-air-Dusche, Plumsklo und kaum Elektrizität so was von egal.
Ich geb’s zu: Mit europäischen Standards im Kopf bin ich in dem Dorf echt an meine Grenzen gestoßen und vor Wände geknallt. Es war streckenweise wirklich hart, all seiner Routinen zu entbehren und keine Privatsphäre zu haben, weil man schier verfolgt wird und keine 50 Meter durchs Dorf gehen kann, ohne zum Tee eingeladen zu werden – was man aus Höflichkeit stets und ständig annehmen muss. Aber nichtsdestotrotz hat mich das Dorf in seinen Bann gezogen, sodass ich nach einem kurzen Abstecher in die Touristenzivilisation Bagan noch mal nach Tha Bye Aye zurückgekehrt bin, trotz erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwands. Ja, wahrscheinlich war’s das Jeföhl, wie der Kölner sagen würde, von dem ich noch mehr haben wollte. Noch einmal in den wohlig warmen Schoß zurück, statt den Golden Rock zu besteigen – eigentlich ein must-do jedes Myanmartouristen.
Wer sich selbst überzeugen will: Wenn Ashin im Interview sagt:
„Mein Dorf ist dein Dorf“,
meint er das ernst. „Jeder ist Willkommen in der Gemeinschaft“.
Wir haben außerdem darüber gesprochen, wie es sich für ihn, einen offensichtlichen Kindernarr, anfühlt, niemals Papa sein zu können. Und wie zur Hölle ein Mönch ähnlich todeslustig sein kann, wie ich (Ashin: „Joking is a way to open doors for a friendship“). Und darüber, was ein Mönch eigentlich den lieben, in Myanmar sehr langen Tag so alles macht, wobei Ashin hier kein Paradebeispiel ist. Außerdem erfahrt ihr, warum und ob das ferne Land nun Burma oder Myanmar heißt. Und hört ein eindrucksvolles Schnalzgeräusch, das zum burmesischen Wortschatz gehört. Am Ende bekunde ich sogar meine Traurigkeit darüber, dass Ashin und ich uns nicht knuddeln dürfen – Regeln sind Regeln. Das Bedauern ist einseitig:
„We have a connection heart to heart, that is enough“
♥
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