Wohlig warme Augen, eingerahmt in tiefe Schatten. 190 cm groß, hager. Obwohl wir gefressen haben, wie die Scheunendrescher. Er noch hemmungsloser als ich. Chicken Wings, Döner, Pommes und Pizza. Salat? No way. Wir haben uns gleich gut verstanden, lachten viel zusammen, drückten uns aber auch mal, wenns nötig war. Als Storyliner, sprich Autoren einer SAT 1-Krankenhausserie hatten wir es nicht immer leicht. Wir mussten bei den Chefs vom Dienst um unsere Geschichten kämpfen, was oft anstrengend und frustrierend war. Wir haben zusammen gehalten, wie Pech und Schwefel. Motivierten und trösteten uns. Und haben auch mal zum Frustabbau unsere Sitzbälle durch den Flur geschossen. Da haben sich zwei Frohnaturen gefunden, obwohl beide nicht aus dem Rheinland.
Max‘ Erscheinungsbild war besorgniserregend; wäre er irgendwann in meinen Armen zusammengebrochen – es hätte mich nicht gewundert.
Ist er nicht. Nicht mal, als er endlich die erschütternde Diagnose bekommen hat: HIV-positiv.
Heute, vier Jahre später, sieht Max aus wie Neugeboren. Wir treffen uns in Berlin, er kommt mich bei der Arbeit besuchen und ich kann kaum fassen, wer da mit seinem drolligen Border-Collie vor mir steht. Die sanften Augen blitzen fröhlich, statt in dunkle Kuhlen gehöhlt zu sein. Seine Figur ist just right, kein Gramm zu viel, aber auch keins mehr zu wenig. Max hat nur Positives zu berichten und strahlt und strahlt und strahlt. Es ist so schön.
Mir gehts gut. Ich kann tatsächlich sagen, dass ich gerade glücklich bin. Ich bin sehr zufrieden mit allem.
Das freut mich umso mehr, weil es ihm lange schlecht ging. Drei Jahre lang hatte er mit einem Abszess am After zu kämpfen, inklusive mehrerer Krankenhausaufenthalte und OPs. Zusätzlich hatte er während unserer gemeinsamen Zeit einen Infekt, durch den er fast 20 Kilo abgenommen hat. Nachts musste er bis zu sechs Mal wegen Durchfalls zur Toilette, hatte irgendwann einen BMI von 15.
Als er schließlich zum Arzt ging, war er mental schon auf HIV eingestellt, da es Risikokontakte gab.
Eine Woche später die Gewissheit: Max ist HIV-positiv. Was denkt man in einem solchen Moment? Max beschreibt sein Denken als pragmatisch — schon vor dem Testergebnis hat er sich mit Schwerpunktpraxen beschäftigt sodass er gleich einen Termin für einen zeitnahen Therapiebeginn ausmachen konnte. Max war gut aufgeklärt, wusste, was es heutzutage heißt, positiv zu sein, und ist entsprechend nicht in ein Loch gefallen.
„Es ist kein Todesurteil mehr. Ich musste nun schnell dafür sorgen, dass mein Leben mit HIV sich normalisiert“
Nein, die Diagnose hat ihn nicht getroffen, wie eine Donnerkeule. Aber auf diesen „Staffelstab“ hätte er gerne verzichtet. Statt Trübsal zu blasen hat er Nägel mit Köpfen gemacht: Bei seinem ersten Termin in einer Schwerpunktpraxis stellte sich heraus, dass seine Viruslast bei 3 Millionen liegt (Mit „Viruslast“ bezeichnet man die Menge der HIV-Viren im Blut. Gemessen wird die Zahl der Viruskopien pro Milliliter Blutplasma. Je stärker HIV sich vermehrt, desto höher die Viruslast und desto stärker die Schädigung des Immunsystems, Anmerkung der Redaktion). Die medikamentöse Therapie mit dem HIV-Medikament Genvoya schränkt das Virus ein, sie beginnt sofort und schlägt innerhalb von ein paar Monaten an, der Infekt und die Viruslast werden zurückgedrängt und Max fühlt sich schnell besser. Er ist nicht mehr so erschöpft und braucht nachts nicht mehr sechs Mal zur Toilette rennen … seine Verdauung normalisiert sich wieder und er kann durchschlafen. Heute ist seine Viruslast unter der Nachweisgrenze.
Max war lange Zeit leichtsinnig und hat die Kontakte, mit denen er nicht verhütet hat, als Risikokontakte abgespeichert.
Hat man ihn dafür jemals verurteilt? Freunde und Bekannte nie. Aber ein Arzt: In einer Ambulanz wurde er abwertend gefragt, wie man sich in so jungen Jahren eine HIV-Infektion holen kann. Max fühlt sich angegriffen und glaubt, bei dem Arzt eine homophobe Haltung zu erkennen. Er bereut es, keine Beschwerde eingereicht zu haben. Seinen Leichtsinn hingegen bereut er, zerbricht sich aber nicht den Kopf, denn was geschehen ist, ist geschehen. Er kann die Zeit nicht zurückdrehen, sondern versucht, aus den Gegebenheiten das Beste zu machen.
Seine Medikamente retten Leben indem sie das Virus eindämmen, ohne dabei – anders als früher – Nebenwirkungen zu haben. Max spürt nichts Negatives und weiß: Wenn es so wäre, würde er ein neues Medikament bekommen. Während man in den 90er-Jahren einen Cocktail schlucken musste, der heftigste Nebenwirkungen hatte, reicht bei Max eine Tablette. Eine Tablette, die ihm eine genauso lange Lebenserwartung verspricht, wie gesunden, HIV-negativen Menschen.
Dank dieser einen täglichen Tablette führt er ein „stinknormales Leben“.
Seit die Viruslast unter der Nachweisgrenze ist, ist er auch nicht mehr ansteckend. Er könnte sogar gesunde Kinder zeugen. Alle drei Monate lässt er beim Arzt sein Blutbild kontrollieren. Und fühlt sich gut. Auch, weil die Schwulenszene aufgeklärt und der Zeitgeist ein anderer ist – Aufgeklärte Wissen, dass therapierte HIV-Positive heutzutage weder ansteckend, noch eingeschränkt sind. Seiner Erfahrung nach hat die Stigmatisierung HIV-Positiver unter Homosexuellen sehr abgenommen, auch durch die PrEP (PrEP bedeutet „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt. Die PrEP ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-Negative ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen. Die PrEP schützt vor HIV, aber nicht vor anderen Geschlechtskrankheiten, Anmerkung der Redaktion).
Bei Heterosexuellen erlebt er schon eher eine Stigmatisierung, hier mangelt es seinem Empfinden nach an Aufklärung. Max hats bei seiner damaligen Mitbewohnerin erlebt: „Musst du jetzt sterben?“, war ihre Frage nachdem er von seiner Diagnose erzählt. Im Nachhinein war es ihr peinlich, wie schlecht sie aufgeklärt war. Ist es diese Angst vor Stigmatisierung, die Max ein Geheimnis mit sich herumtragen lässt?
In seinem familiären Umfeld ist er noch nicht geoutet und fühlt sich auch noch nicht stabil genug, von seiner Erkrankung zu erzählen.
Wovor hat er Angst, was könnte passieren? Das weiß er selbst nicht, spricht hier von der „großen Unbekannten“ … die Reaktionen könnten ungerecht sein und er hat Angst, dass er nicht mit ihnen umgehen kann. Nein, jetzt ist noch nicht der Zeitpunkt, sich vor der Familie zu outen. Seine Freunde wissen fast alle Bescheid und hier glaubt er einen Unterschied zwischen Berlinern und Nicht-Berlinern festzustellen: Die Hauptstädter sind aufgeklärter und haben mehr Berührungspunkte mit der Krankheit.
Wie präsent ist das Virus für Max? Denkt er jeden Tag daran, dass er krank ist, zum Beispiel wenn er seine Tablette nimmt? „Nö, das ist ein Automatismus“. Dadurch dass er sich gut und gesund fühlt, ist der Gang zum Arzt alle drei Monate nichts Dramatisches.
Dass er momentan zufrieden und sogar glücklich ist, liegt auch an seiner beruflichen Situation. Nach unserer gemeinsamen Zeit bei der Krankenhausserie flieht er „fast über Nacht“ nach Berlin. Ja, es ist wirklich eine Flucht; er fühlt sich in Köln nicht wohl und Berlin war schon lange ein Traum. Er erinnert sich genau: Am Tag des Umzugs fährt er abends mit seinem Hab und Gut in den Sonnenuntergang hinein und ist glücklich. Damals muss erstmal ein random Job zum Geld Verdienen her, sodass er Kundenservice-Mitarbeiter wird. Das Schreiben, seine Leidenschaft seit Kindertagen, behält er sich aber immer bei. Mit der Zeit wird Max auch Filmfreak: Zu den originalen Streifen suchtet er Bonusmaterial und guckt viele Filme fast 30 Mal. Er spricht von einer „leichten Obsession für Film und Fernsehen“, die er mittlerweile zum Beruf machen konnte. Trotz seines 40-Stunden-Jobs liegt er abends mit dem Laptop im Bett gelegen und schreibt. Was schreibt er denn? Das, was ihm im Kopf rumgespukt: Geschichten, Storylines, Drehbücher. Parallel versucht er immer, Kontakte ins Business herzustellen. 2020 zahlt sich seine harte Arbeit endlich aus: Ein großer Streamingdienst zeigt Interesse an Max‘ Drehbuch für einen Spielfilm, der Streifen wird Ende 2021 veröffentlicht.
Hat er Mitspracherecht, zum Beispiel die Schauspieler betreffend? Oder gibt man den Stoff ab, und dann isser fott? So kennt Max es von anderen Drehbuchautoren, doch er hatte Glück: Dank engen Kontakts mit den Verantwortlichen hat er viel Mitspracherecht und ist in einige Entscheidungsprozesse involviert. Max wird oft nach seiner Meinung gefragt, schließlich sind es seine Figuren, ist es sein Stoff, seine Geschichte. Entscheiden tun im Endeffekt natürlich die Geldgeber, doch die Zusammenarbeit ist eng. Apropos Geld – es handelt sich um ein Mammutprojekt das sehr erfolgreich werden könnte. Wieviel verdient man da so? Das variiert in der Fernsehbranche sehr stark. Für eine Fernsehserienfolge bekommt man von 10.000 bis zu 25.000 und für das Drehbuch eines Films 30.000 bis 50.000 Euro. Arbeitet man für Netflix, gibts Kinogage – was nochmal mehr ist. Die genaue Summe möchte Max nicht nennen, freut sich aber, dass er viel höher honoriert wurde, als er dachte.
Bei seinem nächsten Projekten wird er entsprechend hoch eingestuft – läuft, könnte man sagen.
Er hat jahrelang daraufhin gearbeitet und fühlt sich endlich angekommen. Noch nicht übern Berg, aber am Berg angekommen. Er wünscht sich, dass es so gut weitergeht. Und da fällt ihm auf: Der Berg ist vielleicht gar kein gutes Bild, denn der hat ja einen Gipfel.
Lieber sieht er sich über eine Autobahn sausen, Ende nicht in Sicht.
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