
Wer genau hinsieht, wird einen Hauch Pink an meinem Handgelenk auf meinen Kauleisten entdecken. Ob ich noch ganz sauber bin?
Ihr erinnert euch bestimmt, als wär’s erst gestern gewesen. Aber das große FAQ zum Thema Mundhygiene habe ich tatsächlich heute vor einem Jahr gepostet.
Ok, das ist jetzt wirklich Zufall. Ich dachte, ich hätte das Ding im Sommer veröffentlicht und sehe gerade: Es war echt der 5.10.2016. Umso besser, dann ist meine professionelle Zahnreinigung genauso lange her, wie sie sein darf. Na ja gut, die Empfehlung des Experten Doktor Doktor Bob lautete damals „ein bis zwei Mal pro Jahr“.
Viel länger sollten Hochrisikopatienten wie ich (Koffein und Nikotin), denen ihr äußeres Erscheinungsbild nicht völlig egal ist, auch nicht warten. Meine Suchtmittelbeläge waren bereits im Juni deutlich sichtbar. Nicht nur für mich: Nach einem Auswärtsessen fletschte ich für Exfreund die Zähne, mit der obligatorischen Frage: „Ist das was?“. Die Antwort war niederschmetternd: „Nee alles gut. Ach warte … ach nee, das da unten sind deine Beläge, oder?“. Gute Nacht. Der fiese Dreck auf der Rückseite meiner unteren Schneidezähne hatte sich tatsächlich den Weg nach vorne gebahnt, war durch die Zwischenräume mitten ins Sichtfeld jeglicher Gesprächspartner gekrochen.
Widerlich. Warum ich trotzdem noch so lange mit der Zahnreinigung gewartet habe, fragt man sich jetzt natürlich. Nun, weiß ich gar nicht. Jedenfalls war’s jetzt endlich so weit. Und nachdem mein Beitrag vom letzten Jahr nicht nur vong Klicks, sondern auch vong Inhaltlichkeit überraschend gut angekommen ist, möchte ich heute von meinen neusten Erkenntnissen sowie meiner persönlichen Zahnputzentwicklung berichten. Ich glaub das lohnt sich.
Damals habe ich echt viele Nachrichten zu dem Beitrag bekommen. Die Uraltbekannte Anja (mit einem der schönsten Instagramaccounts die ich kenne) zum Beispiel hat mich wissen lassen, dass sie sich direkt am nächsten Tag die empfohlene Zahnseide gekauft hat. Viele, auch ganz Fremde, haben sich für den tollen Überblick bedankt, bei dem sie scheinbar wirklich was lernen konnten. Und der mir bis dahin unbekannte Karsten Vetten schrieb „große Klasse“, worüber ich besonders froh bin, weil ich dadurch auf seine tolle Musik aufmerksam geworden bin.
Ich hab also diesen umfangreichen und jetzt, wo ich ihn noch mal überfliege, verdammt guten Beitrag rund ums Thema Zahnpflege gemacht, war superinformiert, wusste was wichtig ist und wie’s richtig geht. Und bin doch gescheitert und habe zudem geschlampt – so mein Fazit der diesjährigen Zahnreinigung.
Es fing so schön an, damals vor zwei Wochen. „Und, bereit?“, empfängt mich die Sprechstundenhilfe und Queen of Zahnreinigung, Angela. „Naja, ich könnt mir Schöneres vorstellen“, antworte ich gewohnt keck. Und was kommt zurück? „Stell dir vor: ich mir auch!“.
MUUUAAAAHAHAHAAA! Das haut mich um! Herrlicher Humor!
Die Freude kann ich mir sogar eine Weile lang erhalten, als ich beim Kaltluftabpusttest festellen darf: Wow, warum sind meine Zähne nicht mehr so schmerzempfindlich wie sonst??
Ich hab echt schmerzempfindliche Zähne. Kälte, Süßes, Wind – aua! Und jetzt: alles piepegal, tut gar nicht weh! Ob das wohl daran liegt, dass ich seit ein paar Monaten Sensodyne Zahncreme benutze, frage ich die neue Frau Doktor an Sir Schankins Seite (nur der beruflichen), deren Name übrigens hervorragend zu meiner neuen Frisur passt: Fabienne Kraus.
Die glaubt: Kann gut sein! Das haut mich schon wieder um, denn ich erinnere mich genau, dass ich die 3,25 zähneknirschend investiert und mir keine große Hoffnung auf einen Wahnsinnseffekt gemacht habe. Aber der Name „ProSchmelz“ scheint tatsächlich Programm zu sein, ich kann’s selbst kaum glauben.
(„Sensodyne wegen Affiliatemarketing anhauen“ notiert)
Nach all der Begeisterung ist der Höhenflug bald vorbei: Als Fabienne mir zeigt, wo ich mit zu viel Druck meine Zahnhälse freigeschrubbt habe. Au Backe, sieht echt fies aus oben rechts – dort, wo ich meine lustige Zahnbürstentour auch immer beginne. „Aber ich hab das Gefühl, ich putze gar nicht fest!“, quengel ich. Fabienne lächelt verständnisvoll und rät, noch weniger Druck als gefühlt keinen Druck anzuwenden, denn: Das weggerubbelte Zahnfleisch bildet sich ohnehin nicht mehr zurück, aber schlimmer soll’s bitte nicht mehr werden, also Obacht!
Nach der Kontrolle kriege ich wieder die sexy Schutzbrille aufgesetzt und los geht die Airflow-Action. Helferin Angela macht den Belägen mit dem Pulverstrahlgerät den Garaus. Und ist ganz schön schnell fertig. Hä??? Letztes Mal hat dieser Behandlungsschritt eine Eeeewigkeit gedauert, und jetzt keine 15 Minuten? Nachdem ich 2015 komplett weiß im Gesicht war
sehe ich dieses Mal nur so aus, als hätte mich jemand kurz in die Bierschaumkrone eines Maßkrugs getunkt: nur rund um den Schnabel weiß.
Nein, ich habe leider kein Foto für dich.
Das finde ich ja jetzt seltsam. Und wittere natürlich sofort, über den Tisch gezogen zu werden. Mooooment: Wie kann es sein, dass das Abstrahlen letztes Jahr drei Mal so lange gedauert hat? Es war nicht viel zu tun, schwört Angela. Ich putze wirklich ganz gut, sagt sie. Kann ich mir kaum vorstellen, aber die Erklärung gefällt mir natürlich. Wobei sie mich gleichzeitig wundert, denn ich muss etwas gestehen:
Ich benutze weiterhin keine Zahnseide. Es geht einfach nicht.
Ich schaffe das nicht! Das dauert mir viiiel zu lange, ist mühsam und überhaupt einfach nur doof. Ich weiß wie wichtig das wäre, denn anders kriegste die Beläge in den Zwischenräumen einfach nicht weg, Punkt aus. Aber es geht nicht! Isch möschte das niiiischt! Aber ich sollte wirklich, erklärt Fabienne 15 Tage später beim zweiten Teil der Zahnreinigung. Die besteht in Dr. Schankins Praxis ja aus zwei Teilen: Beim zweiten Besuch wird geguckt, wo sich schon neue Beläge gesammelt haben, bevor das Putzverhalten geschult und die Zähne fluoridiert werden.
Man kriegt die Kauleisten mit einem Gel einpinselt, das alle Beläge pink färbt. Donnerwetter, denke ich keine 1 1/2 Minuten später, als Fabienne mir den Spiegel in die Hand drückt.
Die Schneidezähne gehen einigermaßen klar, aber als ich mich breit angrinse, soll mir das Lachen bald vergehen. WHUAT?? Ich putze scheinbar das obere Drittel meiner Backenzähne gar nicht mit!? Alles knallpink! Ich seh’s ganz deutlich! Was war passiert?
Ganz einfach: Ich habe mir Fabiennes „nicht zu feste drücken beim Putzen“ zu sehr zu Herzen genommen und falsch umgesetzt, indem ich das Zahnfleisch beim Putzen einfach großräumig umfahren habe. Dabei soll man doch von Rot nach Weiß putzen, beherzt am Zahnfleisch beginnend! Und nicht, wie in der Grundschule gelernt, mit kreisenden Bewegungen. Sondern
„den Zahn in einem Bogen abfahren“.
Fabienne macht’s vor. Und ich, alles gebannt im Spiegel verfolgend, bin entzückt. Ja natürlich, so muss man das machen! Es ergibt komplett Sinn: Nicht wild von vorne nach hinten Meter machen, sondern der natürlichen Form der Beißer folgen! Bögen machen! Bei Fabienne sieht das toll, selbstverständlich und einfach aus. Aber: Der Borstenkopf ist doch auch viel kleiner, als der von meiner elektrischen Zahnbürste! Klar, dass das damit so formschön geht! Mit meinem viel größeren Rundkopf krieg ich das aber niemals so präzise hin! Fabienne bestätigt mich. Gibt’s diese kleineren Köpfchen auch für Ottonormalverbaucher, oder ist das Zahnarztbedarf? Nach kurzem Überlegen hat Frau Doktor eine Idee: Vielleicht passen die Aufsteckborsten von Kinderzahnbürsten!? Genial, dann hab ich eine schöne Rechtfertigung für einen DM-Besuch. Geht dir da auch immer mit mindestens drei Teilen mehr raus, als geplant? Ich fahre morgen hin und frage, ob die Kinderaufsätze auf meine Erwachsenenzahnbürste passen. Wenn dem so ist, wird mir Zähneputzen in Zukunft viel mehr Spaß machen, glaube ich.
Fabienne widmet sich übrigens erst der gesamten Außenfläche eines Kiefers, dann seiner Innenseite und bearbeitet erst am Schluss die Kauflächen. Interessantes System, finde ich. „Ja, irgendein System braucht man, sonst schweift man beim Putzen mit den Gedanken ab und merkt gar nicht, dass man seit drei Mintuten an derselben Stelle zugange ist.“
Äh, drei Minuten? Könnte mir eher nicht pasieren, aber ich weiß was sie meint. Und laufe weniger Gefahr, gedanklich abzuschweifen, sondern mich mehr auf meine Kniebeugen und Poübungen, als auf’s Putzen zu konzentrieren. Ja: Ich putze meine Zähne vorzugsweise mit gebeugten Knien und abgesenktem Hintern, bevor ich selbigen einige Male kräftig anspanne und wohlmöglich noch eine Hüftbeuger-Dehnungsübrung anschließe. Dass das anstrengend bis schmerzhaft ist, spiegelt sich in meinem Putzstil wieder, erkenne ich soeben: Ich schrubbe ganz schön hektisch und ohne System, schrubbe und schrubbe und denke: Scheiße, wann kommt endlich die Abschlussvibration, die zwei Minuten müssten doch längst vorbei sein!? Das ist natürlich dumm. Genauso dumm, wie keine Zahnseide zu benutzen. Fabienne demonstriert mir noch mal, wie’s geht. Und muss ganz schön prokeln, bis sie’s zwischen meine Backenzähne schafft. Ich bin sicher sie kann dabei nachvollziehen, warum ich keinen Bock auf die Seidensession habe. Würde sie natürlich nie sagen.Und ich überleg mir das mit der Zahnseide.
Ja, ich mache Werbung. Nein, ich habe die Reinigung nicht umsonst bekommen, nicht mal danach gefragt. Ich find die Praxis einfach gut. Und schönste wo gibt ist sie auch:

Zahnarztpraxis Bickendorf: wo Karies auf Kunst trifft

Was ist das für 1 hübsche Klotür?!